
Die erste Praxis in meinem Umfeld ist wegen Corona bis auf weiteres geschlossen. Ein Patient berichtet über eine Absage seiner diagnostischen Gastroskopie und Koloskopie und fragt sich wie lange er jetzt auf die Abklärung warten muss. Es werden weitere Praxen folgen. Noch ist es so geregelt, dass die Praxis für 14 Tage in Quarantäne gehen muss, wenn ein positiv getesteter persönlichen Kontakt zur Praxis hatte. Wer übernimmt jetzt die Versorgung? Und wie lange ist das durchführbar, wenn mehrere Praxen betroffen sind? Also ohne Erkrankung des Praxispersonals …
Jetzt sollen genau zu diesem Zweck so genannte „Fieberpraxen“ eingerichtet werden. Es werden aktuell Freiwillige gesucht, die ihre Praxen spezialisieren möchten. Dort sollen nur noch Patienten mit Atemwegsinfekten behandelt werden und die anderen Praxen versorgen alles andere außer Atemwegsinfekten. Es gibt nämlich immer noch Herzinfarkt, hohen Blutdruck, entgleisten Diabetes, Divertikulitis oder Ähnliches.
Grundsätzlich sind Fieberpraxen ja eine gute Idee für junge und nicht chronisch Kranke. Aber ich kenne meine Patienten seit Jahren, besonders die älteren und gebrechlichen und möchte sie auch in dieser schweren Zeit nicht im Stich lassen. Dieses Vertrauensverhältnis ist wertvoll und ein Teil der ärztlichen Behandlung. Denn wir müssen alles daransetzen, möglichst viele Menschen ambulant zu behandeln, um die Resourcen im Krankenhaus zu schonen. Das geht nur mit einer sehr engen Betreuung.
Übrigens wo sind denn eigentlich die vielen Patienten, die eine Dringlichkeitsüberweisung einfordern? Bisher hatte ich einen täglich mindestens. Plötzlich ist nichts mehr dringlich!
Ich denke, wir sind sehr gut vorbereitet. Meine Mitarbeiterinnen sind alle unglaublich engagiert und flexibel, obwohl wir ständig auf Sicht fahren. Vielen Dank dafür. Ich habe ein tolles Team!
Außerdem bin ich sehr dankbar für die Whatsapp-Gruppe von Thomas Rehlinger vom Saarländischen Hausärzteverband. Dadurch sind die beteiligten Hausärzte immer auf dem neusten Stand und erhalten viel wertvolle Unterstützung (Formulare, KV-Infos, aktuelle Statistiken, u.v.m.). Wir Hausärzte sind glücklicherweise gut vernetzt. Vielen Dank dafür.
Da Teile der Bevölkerung (besonders die Jungen!) immer noch nicht den Ernst der Lage erfasst haben und sogar „Corona-Partys“ gefeiert haben, stand am Vormittag schon die Verschärfung der Ausgangsbeschränkungen im Raum. Also haben alle Mitarbeiterinnen eine Bescheinigung erhalten, damit sie für den Fall einer Ausgangssperre zur Arbeit kommen können. Die getroffenen Einschränkungen sind eher schwach ausgefallen. Ob das wohl ausreicht?
Im Ernährungszentrum werden jetzt glücklicherweise viele Beratungstermine telefonisch wahrgenommen. Auch entwickelt mein Team in der Not tolle Ideen für den Ausbau unseres Online-Angebotes weiter. Ein Online-Kurs für Menschen mit Histaminunverträglichkeit in Verbindung mit persönlicher Betreuung ist in Arbeit. Was lange einfach im Alltag bisher nicht umgesetzt werden konnte, nimmt jetzt Fahrt auf. Wir haben uns den März ziemlich anders vorgestellt, aber alle machen das Beste draus. Ich habe ein echt tolles Team! Auch der Bodymed-Kurs wird weiter online abgehalten und die Produkte verschicken wir einfach, so lange das noch geht. Es bleibt spannend.
Der Nachmittag endet mit meinem Einkauf im Supermarkt. Toilettenpapier ist aus! Vielleicht geht in Deutschland Corona doch öfters mit Durchfall einher, als in anderen Ländern? Dafür gibt es Nudeln, aber Mehl ist alle. Also Übergewicht und Diabetes wird auch in dieser Krise nicht aussterben und qualifizierte Ernährungsberatung benötigen wir weiterhin. Vielleicht gehen die Menschen ja in sich und erkennen den Wert ihrer Gesundheit. Was muss alles noch kommen, dass das passiert?
Gesundheit hat jeder nur eine!