
Quartalsanfang und normalerweise ein sehr stressiger Tag an der Rezeption, da viele Patienten Ihre Überweisungen für die Fachärzte abholen. Heute ist mehr los als sonst in der letzten Zeit, aber kein Vergleich zum normalen Quartalsanfang. An allem findet sich jedoch auch Gutes: Ich finde problemlos einen Parkplatz. Neben 2 Kindergärten und einer Grundschule ist das zu normalen Zeiten deutlich schwieriger.
Eine Überraschung kommt schon bevor ich in der Praxis bin: die Ergebnisse der Corona-Abstriche vom Vortag sind schon da! Hut ab vor der Leistung des Labors, das in kurzer Zeit seine Kapazitäten vervielfacht hat. Alle Testungen waren negativ und die Patienten werden sofort informiert.
Neben einigen wenigen Patienten, die sich trotz Corona nicht abschrecken lassen, zu einem Check zu kommen, fallen heute viele Telefonate an. Die meisten Anrufer machen sich Sorgen, ob sie zu einer Risikogruppe gehören.
Ein erhöhtes Risiko, einen schweren Verlauf zu bekommen, haben Menschen über 60 Jahre und danach mit zunehmendem Alter und Raucher. Außerdem erhöhen chronische Erkrankungen das Risiko. Dazu zählen die chronische Bronchitis (Raucher!) und andere Lungenerkrankungen. Weiter führen Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, Lebererkrankungen, Tumorerkrankungen und Schwächung des Immunsystem (selten angeboren, oft medikamentös bedingt z.B. Cortison) öfters zu einem schweren Verlauf.
In einer italienischen Zusammenstellung tauchte auch Adipositas als Risikofaktor auf. Das wundert mich nicht, denn viele Übergewichtige leiden unter Schlafapnoe-Syndrom oder anderen Atemstörungen. Diese Zivilisationserkrankungen, an die wir uns in unserer Gesellschaft schon als „normal“ gewöhnt haben, erscheinen nun in einem bedrohlicherem Licht.
Dazu passend findet am Nachmittag das Kompaktseminar „Besondere Versorgung Adipositas“ mit Referent Dr. Hardy Walle als Webinar statt. Die Bodymed AG hat mit dem Bodymed-Ernährungskonzept ein wissenschaftlich evaluiertes und wirksames Konzept zur nachhaltigen Gewichtsreduktion, was hinreichend in Studien belegt ist. Ich bin sehr glücklich, dass ich meinen Patienten das anbieten kann.
Bis jetzt ist Adipositas nicht offiziell als chronische Erkrankung anerkannt. Deswegen haben Betroffene jahrelang keinerlei Unterstützung von Ihrer Krankenkasse erhalten. Mit dem Vertrag zur Besonderen Versorgung hat sich das erfreulicherweise geändert. Die DAK ist hier Vorreiterin und viele Betriebskrankenkassen haben nachgezogen. Die ärztliche Betreuung und die Schulungen entweder durch den Arzt /Ärztin oder eine zertifizierte Ernährungsfachkraft werden über einen Zeitraum von bis zu 2 Jahren von den Krankenkassen übernommen. Bisher mussten das die Patienten überwiegend selber zahlen. Ich hoffe, das spricht sich rum und die Betroffenen warten nicht solange, bis nur noch die bariatrische Operation die Rettung verspricht.
Zum Abschluss des Tages drehe ich alleine bei schönstem Sonnenschein noch eine große Runde im Wald und genieße die letzten Sonnenstrahlen auf einer Bank mit Blick nach Westen. Dort liegt Alsting (Frankreich) direkt hinter der grünen Grenze und ist jetzt ziemlich weit weg. Das Ganze kommt mir immer noch völlig unrealistisch vor.
Die Realität heute 18.00 Uhr im Saarland: bisher 15 Todesfälle, 1073 positiv getestete Fälle, davon aktuell stationär: 141, auf Intensivstation: 48. Die Zahl der Geheilten steigt auf 68.