Mein Corona-Tagebuch Mittwoch, 15. April Tag 44

Die Welt ist klein – Impfstoff gegen Pneumokokken aus Japan

Heute Morgen nehmen wir 2 Abstriche bei Menschen mit Kontakt zu Corona, die nicht die Teststationen aufsuchen können. Einmal mit und einmal ohne Beschwerden. Unsere Praxis liegt ebenerdig, so dass wir ein Fenster öffnen und durch die Gitterstäbe hindurch den Abstrich mit Schutzkleidung vornehmen können. Glücklicherweise regnet es nicht, denn dann müssen wir uns etwas anderes überlegen. Jetzt sind wir wieder gespannt, wie lange das Ergebnis auf sich warten lässt. Diese Warterei ist lästig.

Wir haben mittlerweile 5 positiv getestete Patienten. Eine Patientin ist gesund, eine Patient liegt noch im Krankenhaus. Eine andere Patientin hat im Rahmen eines Schlaganfalles zufällig auch noch eine COVID-19 Pneumonie gehabt und ist wieder auf dem Weg der Besserung. 2 Altenheimbewohnerinnen wurden im Rahmen eines Screenings vom Gesundheitsamt positiv getestet, hatten kaum Beschwerden und sind jetzt am Ende der Quarantänezeit. Sehr erfreulich zu sehen, dass allein das Alter nicht sofort auch einen fatalen Verlauf bedeutet.

Sonst ist ein relativ „normaler“ Tag in der Praxis mit mäßig Publikumsverkehr, obwohl in Urlaubsvertretungszeiten sonst eigentlich die Hölle los ist. Wir stellen fest, dass unser Eingangsbereich für eine größere Zahl an Patienten nicht gut geeignet ist. Mit Stoppschild, Händedesinfektion und Verhaltensanweisungen ist wenig Platz und die Patienten kommen schlecht aneinander vorbei. Also beschließen wir, den Bereich in einen Eingang und einen Ausgang zu trennen.

Professionelle Personenleitsysteme sind teuer und haben eine lange Lieferzeit. Meine kreative Mitarbeiterin Katharina Vogelgesang (hat schon die abgehängten Plexiglasscheiben kreiert!) organisiert eine elastische Binde und schon haben wir einen getrennten Ein- und Ausgangsbereich. Jetzt müssen nur noch unsere Patienten das System verstehen. Wir werden sehen. Leider ist der Eingang so auch nicht mehr barrierefrei, denn für unsere Rollstuhlfahrer müssen wir die Barrikaden zur Seite räumen. Aber wir sind ja flexibel. Früher haben wir Barrieren abgebaut, jetzt bauen wir auf. Geht auch vorbei.

Im Gespräch mit meiner Steuerberaterin geht es auf den Boden der wirtschaftlichen Tatsachen zurück. Die Einbußen in der Praxis halten sich bei mir noch in Grenzen, was bei meinem Mann, einem Gastroenterologen, ganz anders aussieht. Dort machen sie schon Kurzarbeit. Im Ernährungszentrum werde ich auch Kurzarbeit machen müssen, da wir deutlich weniger zu tun haben und auch der Wiedereinstieg uns nicht kurzfristig von Null auf Hundert bringen wird.

Die Bundespressekonferenz lässt hoffen, dass wir mit hohen Hygienestandards bald wieder die individuellen Behandlungen aufnehmen können. Wir sind auf jeden Fall dafür gut vorbereitet.

Die Zahl der Coronavirus-Infizierten ist bis heute Abend im Saarland auf 2225 gestiegen. Davon sind 78 verstorben und 922 gelten als geheilt. Schauen wir in unsere Nachbarregion nach Frankreich Grand Est, dann gibt es dort eine sehr erfreuliche Entwicklung. Der Höhepunkt der Epidemie scheint dort erreicht zu sein. Da sind die Menschen viel mehr betroffen, als bei uns. Es ist für mich noch immer schwer vorstellbar, was diese Erkrankung so bedrohlich macht. Wenn wir die Monate März 2019 und 2020 im elsässischen Département Haut-Rhin miteinander vergleichen, sind in diesem Jahr insgesamt mehr als doppelt so viele Menschen verstorben, wie im letzten Jahr.

MEHR ALS DOPPELT SO VIEL! Das ist nicht nur so eine kleine Grippewelle!

Veröffentlicht von Dr. Claudia Thiel

Ich bin Ärztin für Innere Medizin und Ernährungsmedizinerin. Meine Mission ist es, Menschen zu helfen, durch eine geeignete Ernährung gesund zu bleiben oder Krankheit zu heilen.

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