Mein Corona-Tagebuch Dienstag, 21. April Tag 50

Von bisher 102 Coronatoten im Saarland 48 in Altersheimen.

Heute war die Testung auf Antikörper Thema. Ein Kollege in Rente und seine Frau hatten vor Wochen ganz typische Symptome einer COVID-19-Infektion und lassen sich testen. Ich bin gespannt, zu welchem Ergebnis wir kommen. Die Tests sind immer noch in der Beurteilung unsicher.

Es gibt falsch negative Testergebnisse: Coronainfektion hat stattgefunden, der Test zeigt keine Antikörper. Hier ist nicht sicher davon auszugehen, dass Immunität besteht, deswegen finde ich das nicht so schlimm. Die Vorsichtsmaßnahmen müssen weiter bleiben. Das Testergebnis ist falsch positiv: Es hat keine Infektion mit dem SARS-CoV-2 stattgefunden sondern mit einem harmlosen Corona-Erkältungsvirus und die Antikörper reagieren trotzdem. Die Erkältungssaison ist noch nicht lange genug vorbei. Hier wähnt sich die getestete Person in falscher Sicherheit und vergisst evtl. den Schutz. Wann es wirklich sinnvoll ist, zu testen, weiß ich noch nicht. Auf jeden Fall zahlt die Testung nicht die Krankenkasse. Genauso wenig wie die Krankenkasse Wunschabstriche zahlt.

Die offiziellen Zahlen über Betroffene im Gesundheitswesen sind im Saarland noch höher, als ich dachte: Von allen bestätigten Corona-Infizierten arbeiten mindestens 15 % im Medizin- und Pflegebereich lese ich heut in der Zeitung. Das ist nicht verwunderlich, da die Wahrscheinlichkeit mit, einem Infizierten in Kontakt zu kommen doch deutlich höher ist, als in der Normalbevölkerung. Sinnvoll wären hier durchaus Reihentestungen, wie das jetzt in den Altenheimen durchgeführt wird.

Es müssen ja nicht unbedingt Patienten mit Atemwegsinfekten sein, die die Erkrankung bringen. Sie können auch wegen anderer Anliegen in der Arztpraxis oder im Krankenhaus sein. Studien zeigen, dass ca. 40 % der Infizierten keine oder nur sehr wenige Symptome haben. Sie fühlen sich nicht krank und verhalten sich dann möglicherweise auch nicht dementsprechend. Dann wird die Schutzausrüstung um so wichtiger. Wenn sich alle schützen, dann ist wahrscheinlich die Infektionsrate weiter niedrig zu halten. Denkbar wäre auch, dass Infizierte mit Mundschutz weniger Viren verbreiten und so die Virenmenge, die zu einer Infektion führt, gering ist. Hier hat das Immunsystem bessere Karten. Man stelle sich eine angreifende Armee mit vielen oder mit wenigen Soldaten vor. Ich weiß nicht, ob es dafür wissenschaftliche Daten gibt.

Zum Abschluss noch eine kleine Geschichte aus der Sprechstunde: Eine nette 95-jährige Patientin kommt heute, um über den letzten Krankenhausaufenthalt zu sprechen. Sie war mit einer Blutvergiftung schwer krank und ist immer noch etwas wackelig auf den Beinen. Sie begrüßt mich lächelnd und meint: “Sie müssen keine Angst haben, Frau Doktor. Ich habe kein Corona, denn ich bin getestet. Ich brauche deswegen auch keinen Mundschutz.”

Veröffentlicht von Dr. Claudia Thiel

Ich bin Ärztin für Innere Medizin und Ernährungsmedizinerin. Meine Mission ist es, Menschen zu helfen, durch eine geeignete Ernährung gesund zu bleiben oder Krankheit zu heilen.

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