
„Eure Nahrungsmittel sollen Eure Heilmittel sein.“
Hippokrates von Kos
Diese Erkenntnis hat Hippokrates bereits vor 2400 Jahren gelehrt. Leider haben die heutigen Schulmediziner noch immer nicht die Kraft der Nahrung erkannt und setzen lieber auf Tabletten & Co. Heute hatte ich in meiner hausärztlichen Praxis wieder einmal ein Erlebnis, dass mich noch am Abend beschäftigt, so dass ich es gerne teilen möchte.
Eine junge, gering übergewichtige Studentin stellt sich ganz verunsichert bei mir vor, weil ihr Hausarzt sich weigert, ihr ein Folgerezept für Metformin (Diabetesmedikament) auszustellen. Wie kann das sein?
Zur Vorgeschichte ist zu sagen, dass sie vor einem Jahr wegen Zyklusunregelmäßigkeiten und Haarausfall beim Endokrinologen war und dort ein PCO-Syndrom diagnostiziert wurde. Das polyzystische Ovar-Syndrom ist eine häufige Stoffwechselstörung junger Frauen, bei dem sich Zysten an den Eierstöcken finden und ein hormonelles Ungleichgewicht besteht. Sehr oft findet sich bei den Betroffenen ein Überschuss an männlichen Hormonen (Androgenen) und eine Insulinresistenz.
Genau so war es auch bei meiner Patientin. Sie hatte einen mit 3,3 erhöhten HOMA-Index, was eine Insulinresistenz wahrscheinlich macht. Der HOMA-Index stellt Nüchtern-Insulin dem Nüchtern-Blutzucker gegenüber und schaut, wie gut Insulin wirkt. Bei einer Insulinresistenz brauche ich größere Mengen an Insulin, um den Blutzucker in der Norm zu halten, denn die Zellen blockieren aufgrund einer Zucker-Überlastung die Insulinwirkung.
Hier kannst Du deinen HOMA-Index berechnen, wenn Du jemanden findest, der neben dem Nüchtern-Blutzucker Dein Insulin misst, denn das ist teuer. Hier klicken. Alternativ wird auch der orale Glucosetoleranztest (OGGT) eingesetzt.
Nach den aktuellen Empfehlungen bekam die junge Frau jetzt eine geeignete Pille verordnet und Metformin-Tabletten 2x 1000 mg. Beides wurde nach anfänglichen Verdauungsstörungen durch Metformin gut vertragen. Der Hausarzt weigerte sich dann aber ein Jahr später, das Metformin weiter zu verordnen. Er war der Meinung, sie sei für diese Medikamente noch viel zu jung ( Nicht gesagt hat er, dass langfristig auch unerwünschte Wirkungen zu erwarten sind, wie beispielsweise ein Vitamin B12-Mangel – keine Wirkung ohne Nebenwirkung!). Die Patientin fühlte sich völlig unverstanden und im Stich gelassen.
Leider hatte bisher niemand mit der jungen Frau über Ernährung und Bewegung gesprochen, obwohl die Empfehlung der Fachgesellschaften das ganz klar als erste Therapiemaßnahme die Lifestile-Intervention empfehlen, weder der Endokrinologe, Gynäkologe noch der Hausarzt. Ich finde, das ist ein Skandal, aber so ist der Alltag. Bei einer Insulinresistenz werden die Kohlenhydrate nicht mehr richtig verarbeitet, also muss man sie weglassen oder zumindest drastisch reduzieren, bis der Körper wieder „Insulin-sensibel“ ist. Und das funktioniert blendend! Und dann muss diese Ernährungsstrategie ein Leben lang beibehalten werden. Ganz einfach.
Traurig, denn wenn das Problem nicht an den Wurzeln angepackt wird, entwickelt sich bei diesen jungen Frauen mit dieser Veranlagung zunehmend Übergewicht, was das Risiko von Unfruchtbarkeit verschärft. Und wenn dann doch eine Schwangerschaft eintritt, kommt es oft zum Schwangerschaftsdiabetes. Und dann ist das Kind schon im Mutterleib auf Diabetes programmiert, was man „intrauterine Prägung“ nennt und mit Epigenetik erklärt wird.
Welches Licht wirft diese Entwicklung auf unsere Gesellschaft?
Jeder kann selber zu einem gesunden und leistungsfähigen Stoffwechsel beitragen. Es erfordert etwas Mühe, aber es lohnt sich. Das sehen wir jeden Tag in der Ernährungsberatung und das macht mich glücklich.
Dennoch frage ich mich immer wieder: Warum steht die Ernährung nicht viel mehr im Fokus?
Meine Vermutungen: Es ist damit kein Geld zu verdienen!
Warum ich das glaube?
- Viele Betroffene wollen gar nichts ändern, denn sie sind „Gewohnheitstiere“. Und der Lust folgen macht einfach mehr Spaß, als sich um eine geeignete Ernährung zu kümmern, geschweige denn dafür auch noch Geld auszugeben.
- Viele Ärzte wissen selbst darüber nichts und wenn sie es doch besser wissen, haben sie keine Zeit, intensiv auf die Patienten einzugehen, denn diese Leistung wird nicht vergütet. Auch Ärzte müssen ein Wirtschaftsunternehmen führen, was eine angemessene Vergütung voraussetzt. Außerdem ist nichts frustrierender, als Unwillige vom Guten zu überzeugen.
- Die Pharmafirmen haben kein Interesse, weil eine geeignete Ernährung nicht vermarktet werden kann. Und qualitativ hochwertiger Mahlzeitenersatz, wie Eiweiß-Shakes zur Gewichtsreduktion, funktionieren nur in Verbindung mit Beratung und haben deswegen eine viel zu geringe Gewinnspanne.
- Die Krankenkassen, die mittlerweile nur noch „Gesundheitskassen“ sind (für die Gesunden brauche ich keine Kassen!), zahlen Unmengen für Diagnostik, Medikamente, Operationen etc., so dass irgendwo gespart werden muss. Nicht selten werden noch immer die Kosten für die Ernährungsberatung bei ganz klaren Indikationen, guten wissenschaftlichen Daten und nachgewiesenen Erfolgen nicht von den Kassen übernommen (aktuell solche Erfahrungen mit der Knappschaft und der TK gemacht). Das ist oft nur vom Sachbearbeiter abhängig.
Und zurück bleiben Kranke und Frustrierte.
Ich ermutige alle, die Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen wollen, sich bei Bedarf professionelle Hilfe zu holen. Gute Ernährungsberatung ist jeden Cent wert!
Und ich ermutige all jene, die anderen Menschen genau dabei helfen wollen, sich weiter zu engagieren und die Wertigkeit der individuell geeigneten, „artgerechten“ Ernährung in die Welt zu tragen. Den Menschen könnte es viel besser gehen.
Claudia Thiel
In diesem Fachartikel kannst Du Dich noch mehr über das PCO-Syndrom informieren.
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